Von der Hochbegabten, die nur einen Nobelpreis wollte...


Sie war ein in sich fallendes Mädchen, das sich ihre Welt immer bunt malte. Immer spielte sie in der Natur und hörte den Vögeln zu und erfand eine Tiersprache, die sie alles vergessen ließ. Sie spürte von klein auf an eine tiefe Verbindung zu allen Lebewesen, zu Tieren, zu Pflanzen. Zur Natur. 

 

Zu Hause fühlte sie sich verloren und verleugnet. Sie spürte eine Abwehr, die sie nicht einzuordnen vermochte. War es Gleichgültigkeit? Oder sogar schon Hass? Sie zog sich immer mehr zurück in ihre eigene Gefühlswelt. Sie las und las bis in die Nacht und sponn ihr eigenes Gedankennetz. Sie sog die Wörter wie eine Sucht in sich ein und verlor sich in schönen Sätzen. Die Musik war ihr Freund, sie brachte sich selbst das Gitarre-und Klavierspielen bei. Noten waren ihr zuwider, sie war eine Gefühls-spielerin, intuitiv, seelisch, sich hingebend. Ihr Geist suchte ständig nach Abwechslung und schon in frühen Jahren verschlang sie theologische, philosophische und psychologische Bücher. Auch die Medizin hatte es ihr angetan. Die Astronomie. Astrophysik. Es gab kaum ein Themenfeld, das ihr Intellekt nicht ansprach. 

 

Wenige ihre Mitschüler waren so wie sie, aber es machte ihr nicht viel aus, da sie es bevorzugte, alleine mit sich und ihren Büchern und Schriften zu sein, als sich der Norm anzupassen. Sie tat dies nicht aus einer rebellischen Haltung heraus, vielmehr aus einer intrinsischen Motivation, die sie nicht einsam fühlen ließ, sondern erfüllt.

 

Zu Hause wurde die Situation immer angespannter. Der Vater verlor sich in seiner Sucht, die Mutter konnte nur schwer entkommen. Sie flüchtete in die Großstadt in das Studium, das ihr Halt und Wegweiser war. Schloss sich politischen Gruppierungen an und fand in der Sinnhaftigkeit des Aktivismus einen Sinn im Leben. Verdrängte ihre Familie und lud neue Menschen in ihr Herz ein. 

 

Sie wurde schwanger. Sie liebte ihr Kind vom ersten Moment an. Auch wenn die Ehe nicht glücklich war, sie war es wegen ihres Kindes. All das aufgesogene Wissen gab sie ihr mit der Muttermilch weiter. Bastelte, musizierte, diskutierte, stritt und liebte mit ihrer Tochter, die ihr so ähnlich-unähnlich war. Dass sie das Studium für ihre Tochter aufgab, war damals nicht anders möglich. Später jedoch sollte sie oft an die verpassten Chancen denken. Nach ihrer vielversprechenden Musik-Karriere, den brillanten Liedern, den außergewöhnlichen Kunstzeichnungen… was blieb da noch? Eigentlich hatte sie immer alles, was sie anfasste, in ein Einmaliges verwandelt. Eigentlich war sie in den meisten Bereichen immer überdurchschnittlich gut gewesen, das wurde ihr zumindest immer gesagt. Aber eigentlich konnte sie das nicht fühlen. 

 

Denn sie war eben nicht perfekt. Sie hätte ein Wunderkind werden sollen. Sie hätte ein Genie werden sollen. Und genau das wurde ihr zum Verhängnis. Dass sie ihre Brillanz nicht spüren konnte. Ihre vielfachen Begabungen, ihre außergewöhnliche Intelligenz nicht in dem Maße zu schätzen wusste, wie es angemessen war. 

 

Beziehungen gingen in die Brüche. Partner, die ihr unterlegen waren, die sie aber im ersten Moment nicht sah. Sie sah sie als ebenbürtig an. Sie verliebte sich immer in das Potential der Männer, nie jedoch in deren wirkliches Wesen. Sie liess sich verleugnen, ausnutzen. Bis es ihr reichte und sie ging. Fort. Innerlich nackt und äußerlich fellig. Sie fing an zu schreiben und doch blockierte sie immer wieder ihr eigener Perfektionismus. Sie wollte nicht weniger als den Nobelpreis erhalten. 

 

Wie die Geschichte ausgeht? Das weiß nur sie alleine. Ich weiß, dass sie für den Nobelpreis nominiert werden wird. Auf die eine oder andere Weise. 

 

In ewiger Liebe zu Dir, B.- Du, die so viel Potential und Begabungen hat, dass es für einen Nobelpreis nicht ausreichen würde... 


Kommentar schreiben

Kommentare: 0